Der Mercedes OM646-Dieselmotor gilt als zuverlässig und langlebig – kein Vergleich zu vielen modernen Downsizing-Aggregaten. Doch auch dieser Klassiker aus der Zeit vor AdBlue und komplexen Abgasnachbehandlungen hat seine typischen Schwächen, die sich bei hoher Laufleistung oder fehlender Wartung bemerkbar machen. In diesem Artikel erfährst du, welche Probleme besonders häufig auftreten, wie du sie erkennst und welche Maßnahmen wirklich helfen.
Undichte Injektoren (Dieselkriechen)
Eines der bekanntesten Probleme beim OM646 ist das sogenannte Dieselkriechen, ausgelöst durch undichte Injektoren (Einspritzdüsen). Dabei tritt Kraftstoff an den Injektorsitzen aus und hinterlässt eine pechartige, krustige Masse – im Netz bekannt als „Schwarze Pest“.
Typische Symptome:
- Starker Dieselgeruch im Innenraum oder Motorraum
- Schwarzer, öliger Belag um die Injektoren
- Nagelndes Geräusch beim Starten oder im Leerlauf
- Nach längerer Zeit: Verklebung der Injektoren, was teure Reparaturen nötig macht
Ursachen und Verlauf:
- Meist versagen die Kupferdichtringe unter den Injektoren – durch Alter, hohe Temperatur oder falschen Einbau
- Diesel tritt aus und backt sich mit Ruß und Hitze zu einer festen Masse
- Ignoriert man das Problem, kann das Zylinderkopfgewinde beschädigt werden
Empfohlene Lösung:
Maßnahme | Kosten (ca.) |
Injektordichtungen erneuern | 300–600 € (alle 4 Stück) |
Sitz planfräsen (bei Bedarf) | 50–100 € je Zylinder |
Frühzeitige Sichtprüfung | Kostenlos (Do-it-yourself) |
Glühkerzen & Steuergerät: Startprobleme und teure Folgeschäden
Ein weiteres typisches Problem beim OM646 betrifft die Glühkerzen und das Glühsteuergerät. Besonders bei Kälte oder längerer Standzeit zeigen sich hier Startprobleme, die oft auf einen oder mehrere defekte Glühkerzen zurückzuführen sind – mit potenziell teuren Folgen, wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird.
Symptome defekter Glühkerzen:
- Motor startet schwerfällig oder ruckelnd, vor allem bei Kälte
- Gelbe Motorkontrollleuchte oder Glühwendel blinkt
- Nach dem Start: unangenehme Vibrationen oder unrunder Lauf
- Langfristig: Rauchentwicklung und erhöhter Rußausstoß
Besonders heikel:
Beim OM646 „backen“ Glühkerzen bei hoher Laufleistung gerne im Zylinderkopf fest. Wird eine defekte Glühkerze ignoriert und später entfernt, besteht Bruchgefahr – was eine aufwendige und teure Reparatur nach sich zieht.
Empfohlene Vorgehensweise:
Maßnahme | Empfohlener Zeitpunkt | Kosten (ca.) |
Glühkerzen prüfen und wechseln | alle 100.000–120.000 km | ca. 200–400 € |
Glühsteuergerät prüfen/tauschen | bei Ausfall oder Fehlerspeicher | 100–200 € |
Vor Glühkerzenwechsel: Motor warmfahren | Bruchgefahr minimieren | kostenlos, aber wichtig |
Bei Startproblemen im Winter sofort Glühkerzen prüfen (lassen) – nicht nur aus Komfortgründen, sondern auch um den Dieselpartikelfilter zu schonen, der bei Kaltstarts besonders leidet.
OM646: Problem bei Ladeluftsystem und Turboschläuche
Wenn der OM646 plötzlich an Leistung verliert, beim Beschleunigen nicht mehr so kräftig wirkt oder ein zischendes Geräusch zu hören ist, liegt das Problem oft im Ladeluftsystem – vor allem bei den Gummischläuchen, Schellen und dem Ladeluftkühler. Diese Teile altern, werden porös oder lösen sich durch Vibrationen.
Typische Symptome bei Undichtigkeiten im Ladeluftsystem:
- Schwacher Durchzug, besonders im mittleren Drehzahlbereich
- Zisch-, Pfeif- oder „Fauchgeräusche“ beim Gasgeben
- Kein Fehler im Steuergerät – trotz Leistungsverlust
- Erhöhter Dieselverbrauch bei gleichbleibender Fahrweise
Warum das tückisch ist:
- Die meisten Undichtigkeiten werden vom Steuergerät nicht sofort erkannt
- Der Turbo muss mehr arbeiten, was Lagerschäden oder Überhitzung verursachen kann
- Im schlimmsten Fall kommt es zu einem Notlauf, wenn der Ladedruck dauerhaft zu niedrig bleibt
Empfohlene Maßnahmen:
Teil | Empfehlung | Kosten (ca.) |
Ladeluftschläuche prüfen/tauschen | alle 150.000 km oder bei Symptomen | 100–300 € |
Dichtschellen erneuern | bei Ölspuren oder Lockern | 10–50 € je Verbindung |
Ladeluftkühler auf Haarrisse prüfen | bei sichtbarem Ölfilm | 200–400 € (Tausch) |
🔧 Die Verbindung vom Turbolader zum Ladeluftkühler ist besonders anfällig – hier regelmäßig auf Ölnebel oder Feuchtigkeit prüfen. Schon ein kleiner Riss kann die Leistung deutlich beeinflussen.
Ölverlust am Turbo
Ein weit verbreitetes Problem beim OM646 ist Ölverlust, besonders rund um den Turbolader und die Kurbelgehäuseentlüftung (KGE). Auch wenn der Motor äußerlich oft „nur leicht schwitzt“, sollte man Ölspuren nicht auf die leichte Schulter nehmen – sie können auf defekte Dichtungen oder überhöhten Kurbelgehäusedruck hinweisen.
Typische Anzeichen für Ölverlust:
- Ölnebel oder -tropfen unterhalb des Turbos oder am Öleinfüllstutzen
- Sichtbarer Ölfilm an Ladeluftrohren oder im Ansaugtrakt
- Bläulicher Auspuffrauch beim Start oder unter Last
- Leicht erhöhter Ölverbrauch, ohne äußere Leckage
Ursachen und Details:
Problemstelle | Mögliche Ursache |
Turbo-Ölleitung & Rücklauf | Undichtigkeit durch Alterung/Vibration |
Kurbelgehäuseentlüftung (KGE) | Verstopft oder Ventil defekt |
Ventildeckeldichtung | Schrumpfung bei Hitze & Alter |
Was du tun kannst:
- Ölverlust lokalisieren (z. B. mit UV-Lecksuchmittel)
- Bei Turbo-Ölaustritt: Zuleitung, Rücklauf und Dichtung kontrollieren
- KGE regelmäßig auf Durchlass und Funktion prüfen – defekte KGE kann sogar Ladeluftsystem verölen
Motorkühlung und Thermostat: Zu heiß oder zu kalt – beides ist kritisch
Auch wenn der OM646 grundsätzlich thermisch stabil läuft, treten im Alter häufig Probleme im Kühlsystem auf – insbesondere durch hängende Thermostate oder verschlissene Wasserpumpen. Die Folge: Der Motor läuft nicht richtig warm oder wird zu heiß, was auf Dauer den Verschleiß fördert.
Symptome bei Kühlproblemen:
- Kühlmitteltemperatur erreicht kaum 80 °C → erhöhter Verbrauch & schlechtere Verbrennung
- Motor wird heiß im Stadtverkehr, Temperaturanzeige steigt über 100 °C
- Heizung wird nicht richtig warm trotz hoher Drehzahl
- Kühlmittelverlust ohne sichtbares Leck (Hinweis auf Mikroriss oder verdampftes Wasser)
Warum das nicht ignoriert werden darf:
- Ein dauerhaft kalter Motor verbraucht mehr, setzt mehr Ruß frei und fördert AGR/DPF-Probleme
- Ein überhitzter Motor kann Kopfdichtung und Zylinderkopf beschädigen
- Die elektrische Zuheizung (z. B. Glühkerzen im Kühlkreislauf) kann versagen und Symptome verstärken
Empfohlene Maßnahmen:
Teil | Wann prüfen/tauschen | Kosten (ca.) |
Thermostat | ab 150.000 km oder bei Symptomen | 100–250 € |
Wasserpumpe | bei Kühlmittelverlust oder Laufgeräuschen | 300–500 € |
Kühlmitteltemperatur überwachen | regelmäßig per OBD | <30 € (OBD-Adapter) |
Die ideale Kühlmitteltemperatur liegt beim OM646 bei ca. 87–90 °C im Normalbetrieb. Liegt sie dauerhaft deutlich darunter oder darüber, sollte die Ursache zügig gesucht werden – ein kleines Thermostat kann große Folgekosten nach sich ziehen.
OM646-Probleme rechtzeitig erkennen – Die Checkliste
Der OM646 gilt nicht umsonst als einer der letzten wirklich robusten Mercedes-Dieselmotoren – aber auch er ist nicht frei von Schwächen. Viele der typischen Probleme lassen sich bei früher Erkennung kostengünstig beheben, während verschleppte Reparaturen schnell ins Geld gehen. Wer seinen OM646 regelmäßig wartet und typische Schwachstellen im Blick behält, kann problemlos die 300.000 km-Marke überschreiten.
Problemfeld | Empfohlene Maßnahme | Intervall/Anlass |
Injektoren & Dichtungen | Sichtkontrolle & ggf. Erneuerung | alle 100.000–150.000 km |
Glühkerzen & Steuergerät | Wechsel aller Glühkerzen gleichzeitig | ca. 120.000 km oder bei Startproblemen |
Ladeluftsystem | Dichtheit & Ölspuren prüfen | jährlich bzw. bei Leistungsverlust |
KGE & Ölverlust | Entlüftung reinigen/tauschen | alle 100.000 km |
Thermostat & Kühlung | Temperatur prüfen, ggf. Thermostat erneuern | bei Temperaturschwankungen |
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