Der EA288 ist die zweite Generation des 2.0 TDI-Motors von VW und wird seit 2012 in zahlreichen Modellen von Volkswagen, Audi, Seat und Skoda eingesetzt – etwa im Golf 7, Passat B8 oder Audi A3. Trotz seiner Effizienz und Abgasnorm Euro 6 hat der EA288 systematische Schwächen, die Fahrer und Werkstätten regelmäßig beschäftigen. Dieser Artikel zeigt dir die häufigsten Probleme, deren Ursachen und was du tun kannst, bevor es teuer wird.
AGR-Kühler und AGR-Ventil
Eines der am häufigsten auftretenden Probleme beim EA288 betrifft die Abgasrückführung (AGR) – insbesondere das AGR-Ventil und den AGR-Kühler. Die Folgen reichen von Motorruckeln bis hin zu Kühlmittelverlust und Motorschutz-Notlauf.
Symptome bei AGR-Problemen:
- Unruhiger Motorlauf im Leerlauf oder beim Beschleunigen
- Hoher Verbrauch und verringerte Leistung
- Kühlmittelverlust ohne sichtbares Leck
- Fehlercode P0401 (Abgasrückführung unzureichend)
Was dahintersteckt:
- Verkokung im AGR-Ventil durch Ruß- und Öldämpfe
- Haarrisse im AGR-Kühler, die Kühlmittel in den Abgastrakt leiten
- Bei Undichtigkeit kann sogar Wasser in den Brennraum gelangen
Lösungsansätze:
Maßnahme | Kosten (ca.) |
AGR-Ventil reinigen/tauschen | 300–600 € |
AGR-Kühler ersetzen | 600–1.000 € |
Softwareupdate zur AGR-Regelung | ggf. kostenlos (Rückruf) |
Tipp: Kühlmittelverlust ohne sichtbare Undichtigkeit ist ein Warnsignal. In Kombination mit Motorruckeln sollte sofort die AGR-Einheit geprüft werden – sonst droht Motorschaden durch Wasserschlag.
Partikelfilter (DPF): Frühzeitige Regenerationsprobleme und Verstopfung
Auch der beim EA288 verbaute Dieselpartikelfilter (DPF) sorgt bei vielen Fahrzeughaltern für Kopfzerbrechen. Besonders bei viel Stadtverkehr oder Kurzstreckenbetrieb wird die automatische Regeneration gestört – was auf Dauer zur Verstopfung des Filters führt.
Typische Anzeichen für DPF-Probleme:
- Häufige Aktivierung der Motor-Kontrollleuchte
- Meldung im Bordcomputer: „Partikelfilter beladen“
- Erhöhter Kraftstoffverbrauch
- Ruckeln oder Notlauf-Modus bei starker Beladung
Hintergründe und Ursachen:
- Der EA288 leitet zur DPF-Regeneration zusätzlichen Diesel ein, was bei zu kurzen Fahrten unvollständig bleibt
- Der Filter kann sich dadurch mit Ruß und Asche zusetzen
- Spätfolgen: Überdruck im Abgassystem, Leistungseinbruch und potenzieller Turboschaden
Maßnahme | Empfohlene Häufigkeit/Kosten |
Freifahren auf Autobahn (mind. 15 Min) | alle 300–500 km, kostenlos |
DPF professionell reinigen lassen | alle 120.000–160.000 km, ca. 350–600 € |
DPF tauschen (nur im Ernstfall) | über 1.200 € |
Steuerkette? Wohl eher Zahnriemenprobleme beim EA288
Anders als viele ältere VW-Dieselaggregate besitzt der EA288 keinen Steuerkettentrieb, sondern einen Zahnriemen, der jedoch ebenfalls nicht wartungsfrei ist – entgegen früherer Werbeaussagen. Besonders relevant: der nasslaufende Zahnriemen, der im Ölbad arbeitet und bei Vernachlässigung unbemerkt ausfransen kann.
Typische Anzeichen für Zahnriemenverschleiß:
- Pfeifgeräusche im Leerlauf oder bei Gasstößen
- Ölverunreinigungen mit Riemenfasern im Motor
- Unregelmäßige Motorleistung oder sporadische Fehlzündungen
- Spätestens ab 150.000 km: Riemenriss-Gefahr mit Motorschaden
Warum das problematisch ist:
- Die Kombination aus Öl und Reibung beschleunigt den Materialverschleiß
- Undichtigkeiten an der Riemenabdeckung oder Ölwechsel mit falschem Öl können das System zusätzlich belasten
- Der Riemenabrieb kann den Ölkreislauf verschmutzen, was wiederum Turbolader, Nockenwellenversteller oder die Ölpumpe gefährdet
Empfohlene Maßnahmen:
Maßnahme | Zeitpunkt/Laufleistung | Kosten (ca.) |
Zahnriemenwechsel | alle 120.000–150.000 km | 500–800 € inkl. Wasserpumpe |
Ölfilter bei Verdacht prüfen | bei Inspektion | <100 € |
Nur freigegebenes Motoröl verwenden | durchgehend | 0 € (wenn beachtet) |
Wird beim Ölwechsel vermehrt feiner schwarzer Schlamm oder Gummiabrieb gefunden, sollte der Zahnriemen frühzeitig gewechselt werden – auch wenn der Serviceplan das noch nicht vorsieht.
EA 288 Turbolader Probleme
Auch beim EA288 ist der Turbolader ein sensibles Bauteil, das bei mangelnder Wartung oder durch Folgeschäden aus anderen Bereichen (z. B. DPF oder Ölkreislauf) betroffen sein kann. Die Folgen: Leistungsverlust, Pfeifgeräusche oder sogar ein kapitaler Lagerschaden mit hoher Reparaturrechnung.
Typische Symptome für Turboladerprobleme:
- Träger Motor bei Beschleunigung, insbesondere im unteren Drehzahlbereich
- Pfeif- oder Jaulgeräusche beim Gasgeben
- Öl im Ladeluftschlauch oder Austritt am Verdichtergehäuse
- Fehlercode P0299 (Ladedruck zu niedrig)
Häufige Ursachen im Überblick:
Ursache | Erklärung |
Verkokter DPF oder verstopfte AGR | Ladedruck kann nicht korrekt aufgebaut werden |
Lagerschaden durch Ölverunreinigungen | Abrieb vom Zahnriemen oder seltene Ölwechsel |
Risse im Abgaskrümmer oder in Dichtungen | Druckverlust vor dem Lader |
Was tun bei Verdacht?
- Ladedrucksystem per Rauchtest prüfen lassen
- Ölversorgung und Rücklaufleitungen checken
- Bei Schäden: Turbolader tauschen oder überholen lassen (Kosten: 900–1.800 €)
Sensorik und Elektronik Defekt beim EA288
Besonders ärgerlich beim EA288 sind sporadische Fehler, die keine klar mechanische Ursache haben – oft liegt das an defekten Sensoren oder Steuergeräten. Häufig betroffen sind der NOx-Sensor, der Differenzdrucksensor (DPF) und Luftmassenmesser, deren Ausfall den Motorbetrieb massiv stören kann.
Typische Symptome für Sensorfehler:
- Motorkontrollleuchte leuchtet, aber Motor läuft subjektiv normal
- Notlaufprogramme bei Volllast, ohne vorherige Warnung
- Erhöhter Verbrauch und träge Gasannahme
- Abgasnormen werden nicht eingehalten – Gefahr für TÜV
Häufig betroffene Sensoren beim EA288:
Sensor | Fehlerbild | Kosten Austausch (ca.) |
NOx-Sensor | Fehlermeldung, schlechtes Startverhalten | 300–600 € |
Differenzdrucksensor (DPF) | DPF-Regeneration fehlschlägt, Notlauf | 150–300 € |
Luftmassenmesser (LMM) | Leistungseinbruch, ruckelnder Motor | 100–200 € |
Empfohlene Maßnahmen
- OBD-Fehler auslesen und gezielt auf Sensorik prüfen
- Keine voreiligen Austauschmaßnahmen – Fehler können sporadisch sein
- Originalteile bevorzugen, da Billig-Sensoren oft falsche Werte liefern
Wer wiederholt Probleme ohne erkennbare mechanische Ursache hat, sollte sich die Sensorik gezielt vorknöpfen – mit einem Systemtest beim Bosch-Dienst oder Markenspezialisten.
Die wichtigsten Vorsorgemaßnahmen auf einen Blick
Problemfeld | Vorsorgemaßnahme | Intervall/Empfehlung |
AGR-System | Regelmäßig reinigen lassen | ab 100.000 km / bei Symptomen |
Partikelfilter (DPF) | Freifahren, auf Regeneration achten | alle 300–500 km |
Zahnriemen | Tausch inkl. Wasserpumpe | alle 120.000–150.000 km |
Turbolader | Hochwertiges Öl, Nachlauf beachten | bei jedem Ölwechsel beachten |
Sensorik (NOx, LMM, Differenzdruck) | Fehlerauslese und ggf. Tausch | jährlich oder bei Auffälligkeiten |
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