Ein gerissener Zahnriemen ist einer der schwerwiegendsten Defekte, die an einem Motor auftreten können – oft mit der Folge eines teuren Motorschadens. Doch nicht in jedem Fall ist der Motor gleich ein Totalschaden. In diesem Artikel erfährst du, wann wirklich Gefahr besteht, welche Motortypen betroffen sind und was du im Ernstfall tun kannst, um die Kosten im Griff zu behalten.
Zahnriemen gerissen – was passiert im Motor?
Ein Zahnriemen reißt meist plötzlich und ohne Vorwarnung. Ab diesem Moment ist die Verbindung zwischen Kurbelwelle und Nockenwelle unterbrochen – der Motor verliert die Steuerung über die Ventile, während sich die Kolben weiterbewegen. Das Problem: Bei den meisten Motoren kollidieren dann Kolben und Ventile, was zu verkrümmten Ventilen, beschädigten Kolbenböden oder sogar Rissen im Zylinderkopf führt.
Was genau passieren kann:
- Ventile schlagen auf die Kolben → Biegung oder Bruch
- Nockenwelle oder Kipphebel reißen ab → Folgeschäden am Zylinderkopf
- Bruchstücke verursachen Sekundärschäden an Pleuel oder Kurbelwelle
Merke: Je höher die Motordrehzahl beim Riss, desto größer der Schaden – bei Vollgas auf der Autobahn meist fatal.
Ein blockierter Motor nach dem Zahnriemenriss bedeutet fast immer mechanische Kollision – in diesem Fall ist eine Diagnose unumgänglich.
Interferenzmotor oder Freiläufer: Der Motortyp entscheidet über das Ausmaß des Schadens
Ob ein gerissener Zahnriemen tatsächlich einen Motorschaden verursacht, hängt maßgeblich davon ab, welchen Motortyp du hast: sogenannte Interferenzmotoren (auch „Freiläufer“ genannt) reagieren unterschiedlich auf einen Riss.
Zwei grundlegende Motortypen
Motortyp | Was passiert beim Riss? | Beispielmodelle |
Interferenzmotor | Kolben und Ventile teilen sich denselben Raum – bei Steuerungsfehler Kollision möglich | Die meisten Benziner & Diesel, z. B. VW TSI, Opel CDTI, BMW N47 |
Freiläufer | Kolben und Ventile bewegen sich in separaten Bereichen – keine Berührung bei Riss | Einige ältere Motoren, z. B. bestimmte Honda, PSA, Volvo-Modelle |
Was das in der Praxis bedeutet:
- Bei einem Interferenzmotor führt ein gerissener Zahnriemen fast immer zu einem teuren Schaden: Zylinderkopf muss runter, Ventile neu, Kolben prüfen
- Bei einem Freiläufer hingegen bleibt der Schaden möglicherweise folgenlos, der Motor stoppt, ohne innere Schäden
🔍 Hinweis: In den meisten Fällen handelt es sich um Interferenzmotoren – ob dein Motor zu den Ausnahmen gehört, lässt sich über Fahrzeugdaten, Motorcode oder Werkstatthandbuch klären.
Zahnriemenriss erkennen: Symptome vor und nach dem Schaden
Ein Zahnriemen reißt oft ohne vorherige Warnung, doch es gibt einige typische Anzeichen, die auf einen bevorstehenden Defekt hindeuten können – vorausgesetzt, man hört genau hin oder achtet auf Veränderungen im Fahrverhalten. Ist der Riemen bereits gerissen, zeigen sich sofort markante Symptome, die keine Zweifel mehr lassen.
Mögliche Warnzeichen vor dem Riss:
- Rasselnde oder schleifende Geräusche aus dem Zahnriemenbereich
- Schwankender Leerlauf oder Fehlzündungen bei alten Riemen mit gelängten Zähnen
- Sichtbarer Riss oder Auflösung des Riemens bei Sichtprüfung
- Kühlmittelverlust, wenn die Wasserpumpe vom Zahnriemen angetrieben wird und blockiert
Typische Symptome nach dem Riss:
Symptom | Bedeutung |
Plötzlicher Motorausfall | Kein Kraftschluss mehr zur Nockenwelle |
Startversuch bleibt erfolglos | Ventiltrieb steht – Motor blockiert |
Ungewöhnlich „leichtes“ Drehen beim Start | Kompression fehlt → Motorschaden wahrscheinlich |
Wenn der Motor nach einem Ruck ausgeht und sich dann beim Starten ungewöhnlich frei oder „schnell“ dreht, solltest du sofort aufhören zu starten – jeder weitere Versuch kann zusätzliche Schäden verursachen.
Was tun nach einem Zahnriemenriss?
Wenn der Zahnriemen gerissen ist, zählt jede Minute – richtiges Verhalten kann Folgekosten minimieren. Wichtig: Nicht versuchen, den Motor erneut zu starten oder zu „überreden“. Stattdessen geht es jetzt darum, die Situation korrekt einzuschätzen und die nächsten Schritte einzuleiten.
Sofortmaßnahmen nach Zahnriemenriss
- Zündung ausschalten, nicht weiter starten
- Fahrzeug abstellen (bei Fahrt: Motor ausrollen lassen, abschleppen)
- Abschleppen zur Werkstatt (nicht anklemmen, besser auf Trailer)
- Motortyp prüfen lassen: Interferenz oder Freiläufer?
In der Werkstatt folgt die Diagnose
- Kompressionsprüfung oder Endoskopie zur Sichtung von Kolben/Ventilen
- Ausbau des Zylinderkopfes zur Begutachtung (bei Verdacht auf Schaden)
- Kostenkalkulation auf Basis der Teile & Lohnarbeiten
Reparaturkosten grob geschätzt
Maßnahme | Preis (ca.) |
Zahnriemen-Kit mit Wasserpumpe | 300–600 € |
Zylinderkopfarbeit (Ventile neu) | 1.000–2.000 € |
Austauschmotor (gebraucht) | 2.000–4.000 € |
Kulanz bei niedriger Laufleistung oder versäumten Zahnriemenintervallen durch Werkstätten ist theoretisch möglich – das Serviceheft und die Riemenwechselhistorie spielen dabei eine große Rolle.
Wichtige Regeln zur Vorbeugung
Handlung | Empfohlenes Intervall |
Zahnriemenwechsel laut Hersteller | z. B. alle 90.000–150.000 km oder 5–7 Jahre |
Sichtprüfung auf Rissbildung | bei jeder Inspektion (auch Deckel abnehmen) |
Wasserpumpe mit tauschen | wenn vom Zahnriemen angetrieben |
Nur Originalteile oder hochwertige Marken verwenden | dauerhaft |
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